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Tag 4 (1. Mai)

Teil 1 - Der Morgen

Schon elf Uhr und immer noch nichts von uns zu sehen?! Das ist ja ein dickes Ding! Aber für alles gibt es gute Gründe, die hier zu erzählen wären.
Also, wir sind um halb sieben ausgelaufen (0630h) aus dem Nassauhafen und in die aufgehende Sonne hinein gefahren. Die Jade spiegelglatt, gelegentlich mal eine Böe von Bft 1 und dann wieder Ruhe auf dem Meer. Tolle Stimmung. Und an diesem Dreimaster, der auch gestern schon hier vor Anker lag, sind wir auch wieder vorbeigekommen. Werner meint, die machten da Yoga auf dem Meer für Bestverdiener zum Superpreis an Bord. Kann sein. Vielleicht warten sie auch nur auf neue Aufträge:

Dann weiter in die Kaiserbalje...

Kurz hinter dem Tiefwasserhafen Jade, natürlich auf der gegenüberliegenden Seite, sind wir dann in die zunächst sehr breite und tiefe Kaiserbalje eingebogen. Eine ganz andere Nummer als gestern im Seenebel! Alle Tonnen von K2 bis K14 waren schon von weitem zu sehen, und ein starker Ebbstrom zog uns entgegen. Da musste der Diesel schon mal ein paar Touren höher drehen. Nach K14 noch ein paar Pricken und dann war "Feierabend", will sagen: Das Echolot zeigte "0,0" an und wir blieben zwischen zwei Pricken stehen. Anker raus und Frühstück.
Nach dem Frühstück war es schon weiter abgelaufen und ich wollte - mit Jette - unbedingt "an Land". Der erste Versuch - in Gummistiefeln - scheiterte direkt neben dem Boot: Schlickig und die Stiefel wollte nicht wieder raus aus dem Schlick. Weiter oben sah es aber besser aus auf der "Sand"-Bank. Also Hose aus und Socken und dann mal barfuß den zweiten Versuch gewagt. Und siehe da- es ging. Fotoapparat geholt und Jette unter die Schulter genommen, und schon begann die Jagd nach den...... Pazifischen Austern. Jette fand die auch sehr interessant! Ich habe eine Eimer voll gesammelt und die werden wir nachher mal aufkochen. Schmecken wie die von Sylt!
Aber hier erst mal ein paar weitere schöne Fotos, während Jette hier neben mir tief schläft und vom Watt träumt und schnurchelt...

Keine Chance mit Gummistiefeln!

Der Plan für den Nachmittag

Wenn wir mit der Flut dann über das Wattenhoch der Kaiserbalje getragen werden in einigen Stunden, dann peilen wir gleich das nächste Wattenhoch, den Mittelpriel an. Von dort gehen wir quer rüber übers Watt, weil dann kurz vor HW sein wird, direkt auf die Mitte der Containerkaje von Bremerhaven zu. Wenn es genauer interessiert: Buhnentonne 37 ist unser Peil-Ziel.
Die "Marlies" wird sich am zweiten Wattenhoch von uns trennen und die Weser queren, um dann in den Wurster Arm einzulaufen. Sie wollen weiter nach Spieka-Neufeld, wo das Boot seinen Liegeplatz hat. Mehr darüber, ob das alles so auch geklappt hat, heute Abend. Vorher noch ein paar besondere Grüße an Nachbarin Ursel! Ihr Anliegen ist nicht vergessen...

Teil 2

Geschafft! Wir liegen im Neuen Hafen bei ImJAICH in Bremerhaven und haben auch schon einen Cappucino und ein geteiltes letztes Stück Bananentorte hinter uns. Jette war auf ihrer Lieblingswiese, die allerdings in satter Sonne liegt momentan und den Hund nicht zum Verweilen einlädt.
Aber hier im Boot haben wir auf Durchzug geschaltet und die 2 Bft Ostwind pusten ein wenig frische Luft durch die Kajüte. Jette liegt unten auf dem Boden und holt viel Schlaf nach.
Warum holt sie Schlaf nach? Weil es auf dem Watt immer was zu tun und entsprechend zu beobachten gab. Stundenlang lag sie - mit Schwimmweste - bei mir auf dem Schoß im Cockpit und schnüffelte die Seeluft.
Wir haben lange gelegen vor dem Wattenhoch der Kaiserbalje, aber danach ging es zügig durch bis Bremerhaven. Natürlich mit der Abkürzung übers Watt auf Buhnentonne 73 zu. Das spart locker eine Stunde und heute war zudem 1 Dezimeter mehr Wasser auf dem Watt als normal und das hilft zusätzlich. Aber es wurde nie auch nur annähernd knapp unterm Schiffsboden.
Nur Fotos haben wir keine mehr geschossen.
Allerdings waren heute tatsächlichg auch mal andere Sportboote zu sehen, knapp ein Dutzend bewegte sich auch über den Mittelpriel Richtung Fedsiel.
Die "Marlis" kam deutlich nach uns übers Wattenhoch; was 25cm mehr Tiefgang doch ausmachen können! Eben haben wir noch mal telefoniert: sie sind jetzt in Anmarsch auf das Wattenhoch "Meyers Legde" beim Paddingbütteler Tief, das erste Wattenhoch auf dem Weser-Elbe-Wattenweg. Sie wollen hinter den "Schwarzen Gründen" ankern und morgen bis Neuwerk weitersegeln.
Wir sind froh, dass wir aus den breiten Wassern raus sind, denn morgen stehen Gewitter und starke Böen in der Vorhersage.
Da macht es sich gut, dass wir mittags bei NW ausschleusen und mit der Flut bis ins schöne Absersiel segeln und dort die Kollegen begrüßen vom Zweitverein. Am Samstag dann bis Grohn und Sonntagmorgen um 0900h durch die Ritterhuder Schleuse. Passt alles gut - so weit.

Austern aus dem Watt

Da flog eben eine Anfrage an mich bezüglich der Pazifischen Austern herein und ich will kurz dazu Stellung nehmen:
Die Austern gibt es im Watt massenweise. Tonnenweise. Nicht überall, aber an vielen Stellen. Sie haben nur zwei Probleme: Erstens sind sie messerscharf und man sollte sie besser mit Handschuhen "ernten". Und zweitens klumpen sie sich zu großen Austernbrocken zusammen. Kleine und große und dazwischen noch Miesmuscheln.
Wie isst man sie nun?
Nun, entweder man isst sie so, wie sie sind. Dann braucht man so einen Austerndolch und einen eisernen Handschuh, wenn einem die Schlagadern der eigenen Hand was wert sind. Denn sie sind oft hart zu knacken.
Oder man kloppt die Bulken auseinander in Kochtopfgröße und kocht sie. So, wie man Miesmuscheln zubereitet. Dann gehehen sie auch auf und man spart sich die Ritterrüstung. Dann schmecken sie auch ähnlich wie Miesmuscheln. Fritten hat man ja selten an Bord, also fallen "moules frites" wie in der Normandie wohl weg. In jedem Fall muss man die Austern vorher schön schruppen und säubern, sonst hat man "Brühe" im Kochtopf.
Die pazifische Auster wurde mal von den Syltern testweise "besorgt", um sie zu kultivieren. Sie nahm aber erst Reißaus und danach entwickelte sie sich zum Neophyten. Wo sie ist kann die Miesmuschel nicht überleben. Jedenfalls nicht in Kolonien.
Also tun wir gut daran, gelegentlich mal ein paar zu ernten und zu verspeisen. Denn schmecken tun sie wirklich, egal, wie man sie zubereitet. Wer mehr über die paz. Auster wissen will, der klicke hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Pazifische_Auster